EDITION DER PROTOKOLLE DES KLUBVORSTANDES DER
CHRISTLICHSOZIALEN PARTEI

Rudolf Jeřábek

1980 erschienen die Protokolle des Klubvorstandes der Christlichsozialen Partei 1932 als Edition, bearbeitet vom ehemaligen Direktor des Allgemeinen Verwaltungsarchivs Walter Goldinger (Goldinger Walter, Protokolle des Klubvorstandes der Christlichsozialen Partei 1932-1934 = Studien und Quellen zur österreichischen Zeitgeschichte. herausgegeben im Auftrag der Wissenschaftlichen Kommission des Theodor-Körner-Stiftungsfonds und des Leopold-Kunschak-Preises zur Erforschung der österreichischen Geschichte der Jahre 1918 bis 1938 Bd.2 (Wien 1980)). Von dem durch diese lediglich in Gabelsberger Kurzschrift überlieferten Quelle abgedeckten Zeitraum liegt somit die - politisch am brisantesten erschienene - Abschlußperiode gedruckt vor. Die Sitzungen reichen vom 28.9.1932 bis zum 14.5.1934. Da von zwei Sitzungen keine Protokolle erhalten sind, ergibt sich die Zahl von 40 gedruckten Protokollen.

Die Originale befinden sich seit 1987 im Archiv der Republik. Die historische Bedeutung dieser Quelle, aber auch die Problematik quellenkundlicher Natur im Umgang mit der Gabelsberger Kurzschrift werden von Goldinger in seiner Einleitung entsprechend gewürdigt.

1983-1985 wurden im Rahmen eines geförderten Projekts weitere Protokolle transkribiert, welche an den vorliegenden Band weiter in die Geschichte zurückschreitend anschließen sollten. Als geeigneter Zeitpunkt, mit einem solchen Band einzusetzen, wurde schließlich der Juni 1931 gewählt, als unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Creditanstalt ohne Erfolg versucht wurde, eine große Koalition herbeizuführen. Schließlich blieben die Sozialdemokraten in der Opposition, die folgende Periode sah sowohl die beiden kurzlebigen Regierungen Schober I und II als auch die Übernahme des Amtes des Bundeskanzlers durch Engelbert Dollfuß im Mai 1932.

Der Umfang der somit vorliegenden - transkribierten und teilweise bereits mit Anmerkungsapparat ausgestatteten - Protokolle sprengt allerdings mit seinen 65 Sitzungen den Rahmen des ersten Bandes bei weitem. Daß die Drucklegung jedenfalls in zwei Bänden erfolgen müßte, legt auch die Versuchung nahe, frühere Protokolle, beginnend mit dem Zusammenbruch der Creditanstalt, als einen markanten Wendepunkt in der Geschichte der Ersten Republik mit hineinzunehmen.

Das in letzter Zeit bekundete intensive Interesse verschiedener mit Parlamentarismus und Parteiengeschichte befaßten Institutionen und die angesichts der durch jüngste Ereignisse abermals gestiegenen Bedeutung einer Quelle, welche Regierungsbildung auf Grundlage der österreichischen Verfassung, das Agieren von Volksvertretern, Budgeterstellung im Zeichen des Sparzwanges und Sanierung von Staatsbetrieben exemplarisch dokumentiert, würde eine Wiederaufnahme der Editionsarbeiten rechtfertigen.