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EDITION DER PROTOKOLLE DES VOLLZUGSAUSSCHUSSES DER PROVI-
SORISCHEN NATIONALVERSAMMLUNG UND DES STAATSRATES IN 3 BÄNDEN
(21. OKTOBER 1918 BIS 7.MÄRZ 1919)

1.) Editionsvorhaben

Die Edition umfaßt die insgesamt 77 Protokolle des Vollzugsausschusses der Provisorischen Nationalversammlung (1. Sitzung vom 21. Oktober 1918 bis 11. Sitzung vom 30. Oktober 1918) bzw. des Staatsrates (12. Sitzung vom 30. Oktober 1918 bis 77. Sitzung am 7. März 1919).

2.) Relevanz des Vorhabens

Der Staatsrat stellt ein Organ des Übergangs von der Habsburgermonarchie zur Republik Österreich dar. Sein Wirken fällt in das halbe Jahr vom Zerfall des Habsburgerstaates bis zur Wahl einer deutschösterreichischen Konstituante. Der von der Provisorischen Nationalversammlung gewählte Vollzugsausschuß - ab 30. Oktober 1918 Staatsrat -, fungierte als Träger der gesamten Staatsgewalt. Die Regierungs- und Vollzugsgewalt übertrug der Staatsrat auf durch ihn bestimmte Staatssekretäre, welche in ihrer Gesamtheit die Regierung bildeten. Staatsrat und Kabinett bestanden somit als Staatsorgane nebeneinander.

Die Staatsratsprotokolle verdeutlichen die Haltungen, Einstellungen und Ziele seiner Mitglieder bei politischen Entscheidungsprozessen und bieten einen Überblick der Interessensgegensätze und -übereinstimmungen sowie des Diskussionsstandes zu einzelnen Problemen. Inhaltlich lassen sich folgende Schwerpunkte festmachen: Einrichtung des neuen Staates, Verhältnis zu den Nachfolgestaaten, Deutschböhmen, Vorbereitung der Friedenskonferenz, innenpolitische Entwicklung.

Das Hauptanliegen des Editionsvorhabens liegt darin, einen gesamten Aktenbestand zur Entstehung der Republik (Deutsch)österreich einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Durch den umfassenden Anmerkungs- und Fußnotenapparat mit Kommentaren, Literaturhinweisen und Verweisen auf andere relevante Aktenbestände entsteht ein wertvolles Hilfsmittel für Benützer und Archive, das oft zeitaufwendige Einzelsuchvorgänge erspart und zu weiteren Forschungen anregt. Insgesamt soll die Edition Beiträge zu einer differenzierten Sicht der politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklung der Ersten Republik in den ersten Monaten ihres Bestehens liefern.

3.) Thematische Zuordnung des Vorhabens in Stichworten

Politik, Diplomatie, Entstehung der Republik (Deutsch)österreich, Staat, Länder, Verwaltung, Rechtsgeschichte, Biographien, Eliten in Verwaltung und Wirtschaft.

4.) Art der Quelle

Die Protokolle des Vollzugsausschusses der Provisorischen Nationalversammlung und des Staatsrates befinden sich im Österreichischen Staatsarchiv im Archiv der Republik und bilden eine geschlossene Dokumentenserie. Der gesamte Aktenbestand - aus verschiedenen Überlieferungen - umfaßt 6 Kartons. Für die Edition wird die ehemals geschlossene Überlieferung aus dem Bestand „Büro Seitz“, die vor einigen Jahren aus diesem Bestand herausgezogen wurde, verwendet. Der formale Aufbau und die Anzahl der beiliegenden Materialien ist sehr unterschiedlich. Durchgehend erhalten sind die Reinschrift des Verhandlungsprotokolls und die Beschlußprotokolle. Einzelne Protokolle beinhalten eine Tagesordnung und vereinzelt Beilagen.

Einsichtnahme im Österreichischen Staatsarchiv, Archiv der Republik, Abteilung Inneres. Der Bestand ist im Rahmen der geltenden Benützungsvorschriften des Österreichischen Staatsarchivs für die Forschung frei zugänglich.

5.) Form der Edition

Grundlage der Edition bilden die maschinschriftlichen Reinschriften der Protokolle der Sitzungen des Vollzugsausschusses der Provisorischen Nationalversammlung und des Staatsrates, die häufig handschriftliche Korrekturen und Ergänzungen aufweisen. Beilagen mit historisch-politisch relevanten Informationen werden in die Druckfassung aufgenommen. Die Anordnung der Dokumente erfolgt chronologisch mit der im Original vorgenommenen Numerierung. Am Beginn jeder Sitzung informiert - soweit feststellbar - ein von den Bearbeitern standardisiertes Titelblatt über den Tag der Sitzung, die anwesenden Minister, den Vorsitz, die Schriftführer, zugezogene Referenten und die Dauer der Sitzung. Wenn vorhanden folgt darauf die Tagesordnung. Den Hauptteil bilden die möglichst quellennah transkribierten Protokolle sowie anschließend die Beschlußprotokolle. Lediglich offensichtliche Schreibfehler und Irrtümer werden korrigiert, die Orthographie an die 1997 geltenden Regeln angepaßt. Am Ende der Sitzung befinden sich ausgewählte Beilagen und Zusätze. Ein umfangreicher Anmerkungsapparat mit textkritischen und inhaltlichen Kommentaren, eine historische Einleitung, das Einarbeiten anderer Aktenbestände, auch aus den Landesarchiven, parteinahen geschichtswissenschaftlichen Instituten und ausländischen Archiven sowie ausführliche Personen- und Sachregister sollen die Edition besonders benutzerfreundlich gestalten.

6.) Probleme der Edition

Editionstechnische Probleme ergeben sich aus den teilweise unvollständigen Überlieferungen und den anfangs sehr knappen, teilweise im Telegrammstil zusammenfassenden Protokollen. Als Folge muß zur Kommentierung und Erklärung vermehrt auf die relevanten Aktenbestände und besonders auf die zeitgenössische Memoirenliteratur aber auch auf die bisherige historische Forschung Bezug genommen werden.